Bildung

Ein qualitativ hochstehendes Bildungswesen ist von essentieller Bedeutung.

Nur so kann garantiert werden, dass die Wirtschaft auch in Zukunft gut qualifizierte Arbeitsnehmer findet.

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Bildung ist der Grundpfeiler einer gut funktionierenden Gesellschaft und Wirtschaft. Der Forschungs- und Wirtschaftsstandort Schweiz ist auf eine starke Volksschule, das duale Bildungssystem und erstklassige Hochschulen angewiesen. Nur ein funktionierendes Bildungssystem garantiert, dass die Wirtschaft auch in Zukunft gut qualifizierte Arbeitnehmende findet und damit dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden kann. Von besonderer Bedeutung ist dabei, dass die Lehrinhalte und Lehrmethoden rasch auf gesellschaftliche Entwicklungen und damit verbundene neue Bedürfnisse eingehen, um zu garantieren, dass die Schweizer Wirtschaft auch in Zukunft florieren kann. Dafür muss die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. Dies hat auch der Kanton St. Gallen erkannt und insbesondere bezüglich Digitalisierung mit der IT-Bildungsoffensive einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Im Folgenden werden unter Berücksichtigung des aktuellen Standes der Bildungspolitik im Kanton St. Gallen Vorzüge und Herausforderungen des Bildungssystems aufgezeigt und daraus zielgerichtete Massnahmen zur Verbesserung der Situation abgeleitet. Die jglp St. Gallen fordert vom Kanton St. Gallen die zielgerichtete Umsetzung der untenstehenden Massnahmen.

Forderungen der jglp St. Gallen

Preiswerte, flächendeckende Betreuungsangebote für Kinder!

Betreuungsangebote wie Tagesschulen sind ein wichtiger Bestandteil für die Vereinbarung von Familie und Beruf und essenziell für die Gleichstellung von Mann und Frau. Zusätzlich leisten Angebote der frühen Bildung wie Spielgruppen und Kitas wertvolle Arbeit bei der Integration von Kindern mit Migrationshintergrund. Die frühe Förderung von Kindern mit geringen Deutschkenntnissen erleichtert den Übergang in den Kindergarten und hat eine positive Wirkung auf deren Schullaufbahn. Um die Vereinbarung von Familie und Beruf zu gewährleisten, fordert die jglp St. Gallen ein preiswertes, flächendeckendes Betreuungsangebot in allen Gemeinden im Kanton St. Gallen.

Entlastung der Lehrpersonen auf Primar- und Sekundarstufe!

Die Anforderungen der Gesellschaft an das Lehrpersonal sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Aufgrund der zusätzlichen Belastung ist der Lehrpersonenmangel ein schweizweites Phänomen und die Anstellung von Personen ohne anerkanntes Lehrdiplom sowie die Abwerbung aus Nachbarkantonen stellen keine nachhaltigen Lösungen dar. Stattdessen fordert die jglp St. Gallen eine Reduktion des administrativen Aufwands beispielsweise in Form eines Ausbaus der Schulsekretariate. Denn Lehrpersonen sollen sich auf ihre Kernaufgabe, das Unterrichten, konzentrieren können. Ausserdem ist eine weitere Entlastung der Lektionen beim Berufseinstieg für Klassenlehrpersonen wünschenswert, um die Abgangsquote zu reduzieren.

Bildungssystem auf die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung abstimmen!

Das Fach Medien und Informatik richtet sich dank des Lehrplan 21 stärker auf das Verständnis, was eine löbliche Entwicklung ist. Mit der kürzlichen Einführung des Bachelorprogramms in Computer Science an der HSG und der IT-Bildungsoffensive, die zurzeit auf Hochtouren läuft, sehen wir einer fortschrittlichen Zukunft entgegen. Die Wichtigkeit der Umsetzung dieser Unterfangen darf aber nicht unterschätzt werden. Besonders in der Volksschule gilt es nun, dass man sich von Alteingesessenem verabschiedet und sich der Codierung, Entwicklung von Algorithmen und Problemlösung zuwendet, damit die Schüler:innen auch den aktuellen Anforderungen der Wirtschaft gewachsen sind. Darum fordert die jglp St. Gallen vom Kanton eine kritische Überprüfung der Umsetzung der Ziele des Lehrplans 21 an den Schulen

Integrative Schulsysteme und Förderung überprüfen!

Die jglp St. Gallen steht hinter der Idee der integrativen Schulsysteme, jedoch sollten Rahmenbedingungen geschaffen werden, in der sie auch erfolgreich umgesetzt werden kann. Daher sollte der Kanton St. Gallen kritisch überprüfen, inwiefern die Ressourcen (SHP-Lektionen) ausreichen, um eine adäquate Förderung zu gewährleisten sowie sicherzustellen, dass die restlichen Kinder und die Lehrpersonen nicht an ihre Grenzen kommen. Ansonsten wird auch das integrative Schulsystem immer mehr zu einem Grund für Lehrpersonen, ihre Pensen zu senken oder den Beruf aufzugeben. Dabei stellt neben einem Ausbau der SHP-Lektionen auch eine Wiedereinführung der Kleinklassen eine Option dar. Ausserdem bedeutet Chancengleichheit, dass auch stärkere Kinder ausreichend gefördert werden.

Chancengleichheit auf der Kindergarten- und Primarstufe!

Die Chancengleichheit ist für die jglp selbstverständlich und sicherzustellen. Darum fordern wir vom Kanton St. Gallen die eigene Umsetzung oder Sensibilisierung von Förderprojekten wie z. B. “Schnupperlehrer”, um den Anteil an Männern auf Kindergarten- und Primarstufe zu erhöhen, damit der frühen Bildung von Geschlechterstereotypen gemäss Gleichstellungsstrategie 2030 entgegengewirkt werden kann.

Politische Bildung fördern!

Unter anderem verursachte die fortschreitende Digitalisierung mit den sozialen Medien während der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Konflikt eine starke Polarisierung der Bevölkerung. Die Förderung politischer Bildung und Partizipation von Jugendlichen ist deshalb auch aus Sicht der Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte der PHSG notwendig. Die jglp St. Gallen fordert vom Kanton eine höhere finanzielle Unterstützung von Projekten, welche Politische Bildung und Partizipation von Jugendlichen mit etablierten Fachinstitutionen in den St. Galler Schulen fördern. Des Weiteren sollte aufgrund der Digitalisierung der Umgang mit Sozialen Medien und der Erhebung qualitativ hochwertiger Quellen höheren Stellenwert erhalten.

Umweltverbundenheit der Schülerinnen und Schüler fördern!

Die Schule ist eine Akteurin von vielen, die zu einer nachhaltigen Entwicklung der Schweiz beitragen. Kinder verbringen immer weniger Zeit in der Natur, was unter anderem durch den immer schwierigeren Zugang zu ihr verursacht wird. Naturverbundenheit hängt allerdings sowohl mit umweltfreundlichen Einstellungen und Verhalten als auch mit Wohlbefinden und Gesundheit zusammen. Darum unterstützen wir, dass der angemessene Umgang mit der Natur durch das Interagieren mit ihr den Schülerinnen und Schülern nahegelegt wird. Das Schulgelände bietet hierfür grosses Potential und der Kanton sollte den Weg zu ihrer ökologischen Gestaltung leiten. Die jglp St. Gallen fordert vom Kanton St. Gallen, dass Schulgemeinden dazu motiviert und unterstützt werden, ihre Schulgelände im Einklang mit dem Aktionsplan Strategie Biodiversität Schweiz ökologisch aufzuwerten und als kinderfreundliche Lebensräume zu gestalten. Alle Neubauten von Schulanlagen sollten diesen Kriterien entsprechen. Zusätzlich sollten Anreize geschaffen werden, damit Schulen dem Schweizerischen Netzwerk gesundheitsfördernde und nachhaltige Schulen beitreten und Unterricht vermehrt draussen stattfindet.

Frühe (Sprach)Förderung!

Die jglp St. Gallen fordert ein dem Bedarf entsprechendes Angebot der frühen Sprachförderung im Kanton, denn dies ist eine Grundvoraussetzung für echte Chancengleichheit im Bildungsbereich. Dabei sollte die Zugänglichkeit auch garantiert sein, indem Eltern entsprechend über die Angebote informiert werden.

Chancengleichheit bei Stipendien!

Die Harmonisierung der Stipendien zwischen den Kantonen basierend auf dem Stipendienkonkordat der EDK wurde trotz Bemühungen in der Vergangenheit noch nicht erreicht. Wir setzen uns für die Chancengleichheit aller Schweizer:innen ein, damit sie die Möglichkeit haben, ein Studium möglichst reibungslos absolvieren zu können und der Ausbildungserfolg nicht darauf beruht, von welchem Kanton man Stipendien bezieht. Der Kanton St. Gallen kann als Mitglied dieses Konkordats dazu einen wertvollen Beitrag leisten. Die jglp St. Gallen fordert gemäss des Stipendien-Konkordats die Umsetzung der Standardisierung des Stipendienwesens, um der Chancengleichheit gerecht zu werden.

Transparenz bei Budgetkürzungen im Bildungsbereich!

Die jglp St. Gallen fordert vom Kanton die Klärung, inwiefern in den letzten Jahren Kürzungen im Bildungsbereich gerechtfertigt wurden, und verlangt dasselbe für zukünftige Kürzungen.

Tertiäre Bildung und Forschung stärken!

Mit der Universität St. Gallen, der pädagogischen Hochschule sowie der Ostschweizer Fachhochschule verfügt der Kanton St. Gallen über ein bewährtes Hochschulsystem. Damit diese im internationalen Wettbewerb bestehen können, ist internationale Zusammenarbeit zentral. Zurzeit ist diese Mitarbeit aber durch die europapolitische Eiszeit eingeschränkt. Die jglp St. Gallen fordert daher vom Kanton St. Gallen, sich auf Bundesebene um eine europapolitische Lösung bezüglich Forschungszusammenarbeit zu bemühen. Aus Sicht der Studierenden sieht die jglp St. Gallen insbesondere die Durchlässigkeit im Bildungssystem als grosse Stärke. Politische Bestrebungen qualitätssichernde Elemente abzubauen sind allerdings nicht zielführend.

Brain Drain bremsen!

Der Kanton St. Gallen verfügt über ein starkes Bildungsangebot. Allerdings verlassen viele Hochqualifizierte die Region nach ihrem Abschluss aufgrund mangelnder Karrierechancen und (Gross)unternehmen, was einen wirtschaftlichen Verlust darstellt. Die jglp St. Gallen fordert daher eine Intensivierung der kantonalen Standortförderung. Initiativen wie das Innovationsprogramm “Startfeld” sowie Synergien, welche sich aus der Zusammenarbeit zwischen der Universität St. Gallen (HSG), der Ostschweizer Fachhochschule (OST) und wirtschaftlichen Akteuren ergeben sollen gefördert und ausgebaut werden. Zudem fordert die jglp St. Gallen eine Verbesserung der Rahmenbedingung für bestehende Unternehmen und einen Abbau bürokratischer Hürden bei Firmengründungen die gerade bei HSG-Absolventen beliebt sind.

St.Gallen, 19. Dezember 2022